Plastikmüllvermeidung: Ein Jahr danach – was ist passiert?! 12. Juli 2017 – Posted in: Allgemein – Tags: , , , , ,

Plastikmüllvermeidung: Ein Jahr danach, was ist passiert?!

Der Hintergrund

Mit 29. April 2015 erließ das Europäische Parlament und der Rat im Amtsblatt der Europäischen Union die Richtlinie (EU) 2015/720. Sie ordnet den Mitgliedsländern der Europäischen Union Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs von leichten Kunststofftragetaschen an. Diese Richtlinie, die die am 20. Dezember 1994 erlassenen Europäischen Verpackungsrichtlinie 94/62/EG ergänzen soll, ist dem Volksmund als „Plastiktütenverbot“ bekannt. Tatsächlich geht es um die Vermeidung von Plastiktüten als kostenloses Kundenservice im Handel. Die Umsetzung dieser Plastiktütenvermeidung soll schrittweise stattfinden. Sie hat zum Ziel die Bevölkerung hinsichtlich der Problematik des exzessiven Verbrauchs von Plastiktüten zu sensibilisieren. Das erste Ziel soll bis Ende des Jahres 2019 umgesetzt sein. Bis dahin ist der jährliche Verbrauch leichter Kunststofftragetaschen auf höchstens 90 Stück pro Einwohner und Jahr zu verringern. Die Abgabe kostenloser Plastiktüten an die Kunden durch den Handel ist bereits ab 2018 untersagt.

Für Deutschland mit einem derzeitigen Verbrauch von 76 der in Frage stehenden leichten Kunststofftragetaschen besteht daher wenigstens bis 2019 vordergründig kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Diese Zwischenbilanz ist vor allem deswegen zutreffend, da der durchschnittliche jährliche Verbrauch aller EU-Mitgliedsländer bei 198 Kunststofftragetaschen pro Einwohner liegt. Dennoch darf es sich auch Deutschland nicht allzu lange auf seinen Lorbeeren bequem machen. Es kann nie zu früh sein, das nächste Ziel auf der Forderungsliste dieser EU-Richtlinie anzuvisieren und entsprechende Schritte zu planen. Die nächste Etappe sieht vor bis Ende des Jahres 2025 den Durchschnittsverbrauch pro Einwohner und Kalenderjahr auf 40 leichte Plastiktragetaschen zu senken. Dies entspricht einem Wert, der gegenwärtig nur von Irland erreicht wird, wo nur noch 20 Kunststofftragetaschen pro Person und Jahr verbraucht werden. Ob dies wohl daran liegt, dass im Sinne der Plastiktütenvermeidung jeder Inselbewohner im Einzelhandel stolze 44 Eurocent für eine derartige Tasche bezahlen muss? Abgesehen davon stellt sich die Frage nicht notwendig nach den Verursachern. Die Frage nach der eigentlichen Verantwortung stellt sich nur am Rande. Die Meeresströmungen und Gezeiten verteilen den Plastikmüll jeglicher Schuldzuweisung ungeachtet großflächig, sodass dieser wirklich überall strandet.

Auch wer auf penible Mülltrennung pocht, sollte sich nicht über das offensichtliche hinwegtäuschen, nämlich welch ungeheure Kosten unsere hochgelobten, ausgeklügelten Mülltrennungs- und Abfallentsorgungssysteme verursachen. Wer also bei aller Sympathie für aufwändig errechnete Ökobilanzen bodenständig und realitätsnah bleibt, wird zurecht in Erwägung ziehen, ob nicht eine Lösung, die erst gar keine Mülltonnen benötigt, die eleganteste Lösung wäre.

Die Empfehlung der Vermeidung von Plastiktüten wurde bislang in einigen Ländern der Welt zu einem Plastiktütenverbot ausgeweitet, so in Frankreich, Italien aber auch auf Hawaii, in China, Uganda, Rwanda, Kenia oder Bangladesch.

Was sind die Hintergründe für das Plastiktütenverbot?

Die so genannten Einwegplastiktüten stellen weltweit und auch speziell für Europa eine außerordentliche Umweltbelastung dar. Das Problem nahm seinen Lauf als es im Handel Brauch wurde massenhaft und kostenlos Einwegplastiktüten den Kunden zur Verwahrung ihrer Einkäufe zur Verfügung zu stellen. Laut Angaben der EU-Kommission wurden im Jahr 2010 schätzungsweise 98,6 Milliarden leichte Kunststofftragetaschen im Handel abgegeben. Die absolute Mehrheit solcher Einwegplastiktragetaschen findet jedoch niemals den Weg in ein korrekt ablaufendes Abfallentsorgungssystem, sondern gelangt in die Umwelt, insbesondere in das Ökosystem des Meeres. Schätzungen zufolge gelangen jährlich acht Millionen Tonnen Kunststoffmüll in marine Gewässer. Plastik stellt für die Umwelt aufgrund seiner Abbauresistenz von bis zu 450 Jahren eine enorme Belastung dar. Katastrophale Auswirkungen hat der Plastikmüll auf die Tier- und Pflanzenwelt, denn diese Art Kunststoff zersetzt sich nicht gleichmäßig, sondern zerfällt in immer kleinere Fragmente. Diese geraten in die Mägen der Meeresbewohner, die sie töten oder krankmachen. Über die Nahrungskette können sie natürlich auch in den menschlichen Organismus gelangen. Das UN-Umweltprogramm gibt an über eine Million Meeresvögel und mehr als 100.000 Meeressäugetiere wie Seerobben würden durch den Plastikmüll jährlich zu Tode kommen.

Findige Kunststoffproduzenten und Verpackungsexperten sattelten rasch auf angeblich biologisch abbaubare Bioplastiktüten um. Umweltexperten warnen eindringlich vor derartigen Mogelpackungen, sei die Vorsilbe „bio“ in diesem Zusammenhang doch mehr als hinterfragungswürdig. Selbst wenn eine Plastiktüte aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt worden ist, bedeutet dies nicht, dass der Kunststoff auch biologisch vollständig abbaubar wäre. Andererseits sind biologisch abbaubare Kunststoffe nicht automatisch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Maßgeblich bleibt jedenfalls die wissenschaftliche Erkenntnis, dass auch als biologisch abbaubar deklarierte Kunststoffe nicht einfach im Biomüll kompostierbar sind. Sie zerfallen nur unter exakt definierten Bedingungen in industriell betriebenen Kompostieranlagen. Außer Zweifel steht außerdem, dass die Ökobilanz biobasierter Kunststoffe keineswegs besser ausfällt als jene von herkömmlichen Plastik.

Umweltexperten werfen ein, dass auch aus Papier hergestellte Einkaufstüten in den Ökobilanzen nicht besser abschneiden könnten als herkömmliche Leichtplastiktüten. Der Energieaufwand bei der Herstellung von Papiertragetaschen sei in etwa doppelt so groß als bei herkömmlichen Kunststofftragetaschen. Vor allem aber sind auch die Möglichkeiten der Mehrfachverwendung durch zu rasche Abnutzung allzu begrenzt. Ausschließlich so oft wie möglich wiederverwendbare Tragetaschen stellten hier eine ganz entscheidende Verbesserung dar. Dabei könne es sich um den guten alten Einkaufskorb handeln, um ein Kunststoffnetz, einen Rucksack oder eine Stofftragetasche.

Die Baumwolltasche als Alternative

Verbote sind nur hilfreich, wenn sie Alternativen zur Lösung des Problems bieten, dessentwegen sie entstanden sind. Natürlich ist ein Rucksack oder der gute alte Weidenkorb eine praktische Transportmöglichkeit, die noch dazu die Kapazitäten einer leichten Plastiktüte bei weitem übertrifft. Doch wie oft entschließt man sich ungeplant einen Laden zu betreten oder lässt sich von den verlockenden Düften eines Obst- oder Gemüsemarktes zum Einkauf verführen? Gänzlich unerwartet fällt ein Termin aus und die so gewonnene Zeit lässt sich spontan für den Einkauf des Abendessens nutzen. Wer hat schon für alle Fälle prophylaktisch einen Weidenkorb dabei?

Doch ganz abgesehen von den mehr als offensichtlichen praktischen Überlegungen, die eindeutig für eine klein zusammenfaltbare Baumwolltasche plädieren, die sich wirklich überall unterbringen lässt, bietet die Stofftasche noch viele weitere überzeugende Vorteile. Selbst in der oberflächlichsten Rechnung überzeugt sie, da sie Abfall- und Entsorgungskosten im Grunde zur Gänze ausspart. Zu Recht kann man ihr allerdings anlasten, dass im Vergleich zur Plastiktüte die Herstellungskosten insgesamt bedeutend höher sind. Würde man im Handel nun daran denken, Baumwolltaschen als Alternative zu Plastik in großem Stil einzusetzen, so würde sich das Ökobilanzverhältnis zwischen dem 25. bis zum 32. Nutzungseinsatz des Textilbeutels ausgeglichen haben. Die Haltbarkeit der Baumwolltasche ist ohne großen Aufwand ganz ausgezeichnet. Je nach Qualität der verwendeten Materialien sind sie im Falle von Abnützungserscheinungen mit wenigen Nadelstichen rasch reparierbar. Sollte einmal beim Transport der Lebensmittel gar einmal ein Malheur passieren, so lässt sie ein Kurzaufenthalt in der Waschmaschine wieder wie neu erscheinen.

Tatsächlich ist es so, dass die bis in die 1980er-Jahre aktive Kampagne „Jute statt Plastik“ gegenwärtig so etwas wie ein Hightech-Revival erlebt. Die heutigen Jutetaschen sind überhaupt nicht mehr grob und seltsam steif. Sie riechen auch nicht mehr so streng und fühlen sich unangenehm kratzig an, wie dies das unverkennbare Markenzeichen ihrer Vorgängermodelle aus Bangladesch war. Die heutigen Baumwolltaschen sind auch nicht mehr überfrachtet mit vergänglichen politisch-ideologischen Slogans. Sie werden heute verstärkt eher als stylishe Produkte wahrgenommen, die man je nach Design, Farbe oder Aufdruck auch ausgesprochen gerne häufig nutzt. Stofftaschen liegen stark im Trend, sie können bunt, knallig, frech und hipp sein. Sie sind ein sehr robustes und nützliches Accessoire, das sich hervorragend nach eigenen Vorstellungen gestalten und personalisieren lässt. Wer für sein Projekt, seine Firma, sein Produkt oder Anliegen mit einer gefällig gestalteten, hochwertigen Baumwolltasche wirbt, kann mit professioneller Beratung nicht wirklich wesentliches falsch machen.

Was also die Baumwolltasche des 21. Jahrhunderts besonders auszeichnet ist ihre Umweltfreundlichkeit, die mit der Häufigkeit ihrer Wiederverwendung steigt. Baumwolltaschen als Alternative zu Plastik bietet auch die Möglichkeit gewisser „Sonderausstattungen“ mit denen sich der Nutzwert dieser Produkte steigern lässt. Würden also dem EU-Erlass folgend vermehrt qualitativ hochwertige Baumwolltaschen statt Plastiktaschen im Handel eingesetzt, blieben die sehr hohen Emissionswerte während des Produktionsprozesses unverändert hoch. Die von jedem Käufer individuell steigerbare Umweltfreundlichkeit seiner Stofftasche, so diese aus Baumwolle guter Qualität gefertigt ist, kann durch ihre entscheidend längere Nutzungsdauer schon ab ihrem 30. Einsatz laufend verbessert werden.

Die Frage, sollten vermehrt Baumwolltaschen statt Plastiktaschen im Handel Einsatz finden, ist ganz einfach durch eine Gegenfrage zu beantworten: Wann haben denn Sie zuletzt eine Stofftasche weggeworfen? Ein weiterer überzeugender Vorteil ist, dass qualitativ hochwertige Baumwolltaschen beim alltäglichen Einkauf im Supermarkt das Gewicht ihres Frachtgutes weitestgehend ignorieren. Es gilt im allgemeinen die Faustregel: was hineinpasst, kann auch problemlos nach Hause transportiert werden. Was weder die Plastiktüte und am allerwenigsten die Papiertüte angesichts schwerer Dosen und Flaschen von sich behaupten kann: die Baumwolltasche packt’s.